Leser fordern einen Baustopp, weil der Ort “am Limit” sei – wie reagieren Sie darauf?
Der Baustopp ist eine Farce, weil er von der bisherigen SVV bereits mehrfach gebrochen worden ist, z.B. für den Bau eines Bordinghauses. Ein Baustopp ist Augenwischerei, weil die Stadt auch ohne Baustopp die absolute Gestaltungs- und Entscheidungshoheit hat. Kein Bauherr oder Grundstückseigentümer kann die Festsetzung eines Bebauungsplanes verlangen. Die Stadt entscheidet in jedem Einzelfall, ob, wann und in welcher Art und Weise Baurecht im Rahmen eines B-Planes geschaffen wird. Dabei kann die Stadt immer ihre Wünsche und Ansprüche durchsetzen, sei es eine Quote für sozialen Wohnungsbau oder auskömmliche und hochwertige Grünflächen. Der willkürliche Baustopp spaltet lediglich die Bürgerschaft, stiftet aber gar keinen Zusatznutzen.
Wachstum ist für uns überhaupt kein Ziel an sich. Es geht darum, auf den knappen privaten und städtischen Baulandflächen die Defizite unserer Stadt zu beseitigen. Es fehlen Einkaufsmöglichkeiten und wohnbegleitende Dienstleistungen, erlebbare Grünflächen, attraktive und barrierefreie Treffpunkte. Eine weitere moderate Differenzierung des Wohnungsangebotes für Jung und Alt, für Singles und Familien wäre wünschenswert. Ansonsten wird der Altersdurchschnitt in unserer Stadt weiter steigen. Man kann nicht auf der einen Seite ständig Industrie und Gewerbe ansiedeln, gleichzeitig aber die Stadtentwicklung aussitzen.
Das Wohnen in Wildau sei zu teuer, beklagen Leser. Was wollen Sie da unternehmen?
Das ist richtig. Privat finanzierter Wohnungsbau, auch bei der WiWO, ist bei den aktuellen Zinsen und Baukosten nicht unter 16 Euro je qm möglich. Daher ist der privatfinanzierte Wohnungsbau bundesweit ohnehin fast zum Erliegen gekommen. Deshalb muss die Stadt die kommunale WiWO beauftragen, im Rahmen der Neubauförderung des Landes Brandenburg den Sozialwohnungsbau konsequent und unverzüglich umzusetzen. Inzwischen sind die Förderbedingungen der ILB wirtschaftlich und daher für die WiWO rentabel. Damit können künftig breite Schichten der Bevölkerung zu deutlich geringeren Mieten im Neubau wohnen. Ein weiterer Weg wäre der sog. serielle Wohnungsbau, der seitens der KfW mit erheblichen Tilgungszuschüssen und günstigen Zinssätzen gefördert wird. Die Stärkung von genossenschaftlichem Wohnungsbau wäre eine dritte Säule für günstiges Wohnen in unserer Stadt. Auch das wurde in den letzten fünf Jahren leider nachweislich verhindert.
Leser klagen über Verkehrsprobleme, vor allem über die mit dem Verkehr verbundene Lärmbelastung. Was wollen Sie da tun?
An unseren Wahlkampfständen bei LIDL, ALDI und REWE haben wir gemerkt, dass ca. zwei Drittel der Kunden nicht aus Wildau stammen. Die Infrastruktur – seien es Straßen, Gesundheitszentrum, Supermärkte und Restaurants – wird aufgrund der günstigen Verkehrsanbindung von Wildau von vielen „Durchreisenden“ und Nachbarn in Anspruch genommen. Durch das zunehmende Verkehrsaufkommen auf der A10 wird sich der Verkehr in den nächsten Jahren zusätzlich in die Innenstädte entlang der Autobahn verlagern. Das belegt die jüngste und veröffentlichte Infrastukturstudie des Dialogforums Schönefeld aus dem Februar dieses Jahres. Deshalb können wir auch hier nicht den Kopf in den Sand stecken, sondern müssen ehrlich und transparent ein nachhaltiges Verkehrskonzept zusammen mit den Anrainerstädten und -gemeinden entwickeln und umsetzen. Dazu zählen auch neue interkommunale Fahrradwege nach Grünau oder Schönefeld und weitere Unterführungen unter die Bahn in Zeuthen, Eichwalde und Schulzendorf sowie eine Entlastung der Dorfaue durch neu zu schaffende Tangenten. Wildau war im kommunalen Verbund diesbezüglich in den letzten Jahren ein Bremsfaktor.