Energieversorgung und Klimaschutz sind zurzeit eines der wichtigsten Themen unserer Zeit. Und tatsächlich betreffen sie jeden Bürger. Das hat das BBW klar erkannt, aufgegriffen und die Wildauer Bürger zu einem 1. Energiestammtisch eingeladen.
Am 21.04.2023 hat das Bürgerbündnis Wildau e.V. gemeinsam mit dem Wildauer Verein der Ingenieure, Techniker und Wirtschafter e.V. (ITW) und der Wohnungsgenossenschaft Wildau eG (WGW) diesen Energiestammtisch durchgeführt.
Veranstaltungsort war das neu errichtete Heizhaus 2 der WGW am Garagenkomplex in der Wildauer Freiheitstraße. Die Begrüßung der Gäste erfolgte durch die 2. Vorsitzende des BBW, Ronni Krzyzan und den Vorstand der WGW, Carsten Kröning.
Als Auftaktvortrag referierte Manfred Neumann (ITW) in unterhaltsam-informativer Weise über einige theoretische und praktische Aspekte zu den relevanten Themen Energie und Klimaschutz. Allgemeinverständlich wurde physikalisches Grundlagenwissen mit praktischen Fragen verbunden. Mit Fragen wie: „Ist es möglich, Energie zu erneuern?“ oder „Kann der mittelfristig zu erwartende Strombedarf klimafreundlich gedeckt werden?“, wurde die ca. 30-köpfige Zuhörerschaft zum Nachdenken angeregt.
Danach erfolgte der Übergang von der Theorie zur Praxis. Carsten Kröning stellte die technische Lösung zur Energieversorgung für die Gebäude der WGW vor.
Aktuell betreibt die WGW ein Nahwärmenetz, das über das im Jahre 2018 errichtete Blockheizkraftwerk, bestehend aus einer Motorenanlage und zwei Erdgasbrennwertkesseln, ca. 300 Wohnungen mit Wärme und Warmwasser versorgt. Herr Kröning weist daraufhin, dass dieses Heizkraftwerk auch alternativ mit Biogas betrieben werden könnte, wenn das denn zur Verfügung steht.
Im Aufbau befindet sich das Heizhaus 2. Hier besteht die Möglichkeit, weitere Erzeugungsanlagen (Wärmepumpen, multiple Heizkessel oder anderes) zu installieren.
Auch die hier erzeugte Wärme kann in das bestehende Nahwärmenetz eingespeist werden. Zur klimafreundlichen Stromerzeugung, sowohl zum Betreiben der Wärmepumpe als auch als Mieterstrom-Angebot, wurden 2021 zwei Photovoltaikanlagen installiert, weitere sind gerade im Aufbau. In Zeiten von Inflation und der Explosion von Energiekosten ist nicht unerheblich, dass der von der WGW angebotene Mieterstrom preislich unter dem der ansonsten bekannten Stromanbieter liegt und für die Mieter eine Ersparnis von ca. 15% bringt.
Es war interessant zu hören, dass sowohl eine modulare Erweiterung des vorhandenen Nahwärmenetzes als auch eine zukünftige Einbindung in andere Netze jederzeit möglich ist. Dabei ist es unerheblich, aus welchen Energiequellen die Wärme der beteiligten Netze erzeugt wird. Möglich ist auch die Versorgung von Verbrauchern außerhalb der WGW, einschließlich privater oder öffentlicher Gebäude. Vorausschauend sind die Leitungen schon entsprechend dimensioniert.
Leider war zu erfahren, dass (zumindest bis zum Termin dieser Veranstaltung) auf das mehrfache Angebot der WGW zur Einbindung öffentlicher Gebäude in das Nahwärmenetz weder seitens der Stadtverwaltung noch der WiWo eingegangen wurde.
Dem Vortrag von Herrn Kröning schloss sich eine angeregte Diskussion an. Den Teilnehmern und ihren Fragen war anzumerken, dass reges Interesse sowohl an der aktuellen, aber auch zukünftigen Situation in Sachen Energieversorgung in Wildau besteht.
Mehrfach wurde besorgt über die Lage bei der Energieversorgung öffentlicher Einrichtungen wie z. B. Wildorado, Gesundheitszentrum, Schulen und Volkshaus nachgefragt.
Diese Sorge besteht einerseits wegen der sehr hohen Kosten, andererseits gibt es aber auch Bedenken wegen der Versorgungssicherheit.
Da an der Veranstaltung trotz breiter Veröffentlichung der Einladung kein Vertreter der Stadtverwaltung teilnahm, war eine verbindliche Antwort auf die Besorgnis nicht möglich. In dem Zusammenhang wurde von einigen Teilnehmern auch Unverständnis darüber geäußert, dass die erwähnten Angebote der WGW zur Zusammenarbeit mit Stadtverwaltung und WiWo seit Jahren nicht aufgegriffen werden.
Ein weiterer sehr interessanter Beitrag war auf der Tagesordnung.
Dr. Christian Gröschel von der TIEFGANG GmbH aus Königs Wusterhausen erläuterte die Nutzung von Wärme aus Abwasser. Das ist ein Verfahren, das schon seit Jahren erfolgreich angewendet wird und z. B. gerade in Schönefeld für ein neues Wohngebiet zum Einsatz kommen soll. Der Stadt Wildau liegen zu diesem Thema Studien vor, in denen die wirtschaftliche Anwendung von Abwasserwärmenutzung ausgewiesen ist.
Weitere diskutierte Themen waren unter anderem:
- Es wurde die Frage aufgeworfen, welche Auswirkungen die durch Gesetze vorgegebenen Anforderungen auf die Wärmeversorgung für Eigenheimbesitzer hat und ob ein Fernwärmeanschluss eine Option darstellt.
- Es wurde über die Gründung einer Energiegenossenschaft nach dem Vorbild anderer Kommunen diskutiert.
Die Vertreter des Bürgerbündnisses versprachen den Teilnehmern, die Veranstaltung auszuwerten und diskutierte Fragen, soweit sie als von allgemeinem Interesse eingeschätzt werden, an die SVV und den Bürgermeister weiterzuleiten.
Die Veranstaltung endete mit angeregten individuellen Gesprächen bei Bratwurst und kühlen Getränken.