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Nachbetrachtung zum Bürgerstammtisch „Stadtentwicklung“

Am 15.09.2023 veranstaltete das Bürgerbündnis seinen zweiten Bürgerstammtisch, dieses Mal zum großen Thema „Stadtentwicklung“. In Form einer interaktiven Diskussion haben wir Teilnehmer und Fachexperten unter einem Dach zusammengebracht. Die Plätze der kostenlosen Veranstaltung im Veranstaltungszelt am Finkenschlag waren schnell belegt. Neben den fast 100 Teilnehmern sind die folgenden Podiumsgäste unserer Einladung gefolgt:

Externe Gäste:

  • Frau Isabel Mayer, Stadtplanerin und Geschäftsführerin von „Büro Mayer-Wittich Architektur und Stadtplanung“
  • Herr Prof. Dipl.-Ing. Dogan Yurdakul, Stadtplaner im Büro GfP Gesellschaft für Planung
  • Frau Susanne Rieckhof, stellvertretende Landrätin des Landkreises Dahme-Spreewald
  • Herr Robert Krowas, Leiter des Umweltamts im Landkreis Dahme-Spreewald

Offizielle Vertreter der Stadtverwaltung:

  • Herr Frank Nerlich, Bürgermeister der Stadt Wildau
  • Herr Wilfried Kolb, Leiter der Bauverwaltung der Stadt Wildau

Moderator:

  • Herr Franz-Reinhard Habbel, ehemaliger Sprecher des Städte- und Gemeindebundes

Der ebenfalls eingeladene Bürgermeister von Zeuthen, Herr Sven Herzberger, konnte wegen eines familiären Trauerfalls leider nicht erscheinen. Die Veranstalter und Teilnehmer sprachen ihr aufrichtiges Beileid aus. Ebenfalls konnten wir Herrn Dr. Manfred Sternagel, als einzigen von 18 Stadtverordneten auf der Veranstaltung, willkommen heißen. Stadtverordnete treffen unter anderem Entscheidungen in Infrastrukturfragen der Stadt.

Wie wird Wildau 2030 aussehen?

Die Teilnehmer der Veranstaltung brachten verschiedene Ansichten zur Stadtentwicklung zum Ausdruck. Frau Mayer betonte die Bedeutung von Veränderungen für eine Stadt und die Notwendigkeit eines Dialogs zwischen Kommunalpolitikern und Bürgern zu Themen wie Identität, Wachstum und Infrastruktur.

Herr Krowas unterstrich das Potenzial der Stadt, aber auch die Bereitschaft, Herausforderungen anzunehmen, darunter die Nutzung ehemaliger Industrieflächen. Herr Prof. Yurdakul wies auf die Konsequenzen von Entwicklung und Stagnation hin, während Herr Kolb auf den Zuzug und das Interesse von Investoren hinwies.

Frau Rieckhof betonte, dass die zukünftige Gestalt Wildaus von den Bürgern abhängt und dass die Entwicklung im Kontext des regionalen Wachstums betrachtet werden muss. Sie hob auch die besondere Rolle des Wissenschaftsstandorts und die Notwendigkeit der Einbindung der Technischen Hochschule in die Stadtplanung hervor, um sicherzustellen, dass Studenten in der Nähe wohnen können.

Ist ein Wohnbau-Stopp für die nächsten 20 Jahre sinnvoll?

Die Experten, Frau Mayer, Herr Prof. Yurdakul und Herr Krowas, betonten, dass ihnen kein weiterer Wohnbau-Stopp in Deutschland bekannt ist und dass der Selbstbindungsbeschluss der Wildauer Stadtverordnetenversammlung auf 20 Jahre möglicherweise einmalig ist.

Herr Krowas betonte ebenfalls, dass Investoren in Städte gehen, die neue Einwohner willkommen heißen, und unterstrich die Notwendigkeit der Zusammenarbeit zwischen den Kommunen im Norden des Landkreises Dahme-Spreewald. Frau Rieckhof unterstrich die Auswirkungen von Wohnungsknappheit auf steigende Mieten und warnte vor Verdrängungsprozessen beim Neubau.

Frau Mayer sprach sich für die Förderung der städtischen Entwicklung aus, aber unter Berücksichtigung der Stadtregeln und Bürgerwünsche. Sie betonte die Dringlichkeit gemischter Quartiere mit Angeboten für alle Einkommensniveaus, sowie der erforderlichen Infrastruktur (Einzelhandel, Schule, Kita, Ärzte, öffentlicher Nahverkehr, Radwege).

Herr Prof. Yurdakul ergänzte die Bedeutung einer Stadtmitte, ökologischen Bau und die Minimierung von Anreizen zur PKW-Nutzung bei der Planung neuer Quartiere.

Die Auffassung der Anwesenden

Die Anwesenden brachten verschiedene Ansichten zur Stadtentwicklung zum Ausdruck. Der Vorstand der WGW, Herr Kröning, schlug vor, bereits jetzt mit der Planung für das Zentrum „Oberes Wildau“ zu beginnen, um nach einer langen Blockade der Meyer-Beck-Freifläche sofort mit dem Bau zu starten.

In zwei weiteren Beiträgen wurde die unzureichende Information der Bürger über aktuelle und zukünftige Stadtentwicklungsprojekte bemängelt. Ein Teilnehmer kritisierte den „Wildauer Stadtboten“ als unzureichende Informationsquelle und bemängelte die fehlende Rückmeldung der Stadtverwaltung zu Bürgerdiskussionen wie Stammtischen.

Auch der schlechte Zustand von Fußwegen in Wildau und die Notwendigkeit einer Anbindung der Waldsiedlung an den öffentlichen Nahverkehr wurden angesprochen. Der Leiter der Bauverwaltung, Herr Kolb, wies darauf hin, dass die Sanierung von Fußwegen in der Waldsiedlung in diesem Jahr fortgesetzt wird.

Ein weiterer Beitrag bezog sich auf einen Ausspruch von Bürgermeister Nerlich im Stadtboten, in dem er sich als „Dirigent“ sieht. Es wurde deutlich gemacht, dass allein dirigieren und Harmonie nicht ausreichen. Die Stadt sollte ihre Maßstäbe an den besten Vergleichsstädten orientieren.

Was können wir aus dieser Veranstaltung mitnehmen?

Der gut besuchte Abend belegt das ernsthafte Interesse der Bürger an kommunalpolitischen Themen sowie ihren Bedarf an Dialog. Es ist offensichtlich, dass die Bürger gehört werden möchten, um sowohl Vorschläge als auch Kritik einzubringen. Diesem Bedürfnis werden wir auch in der Zukunft mit konkreten Angeboten gerecht werden.

Auf inhaltlicher Ebene existieren zahlreiche offene Fragen und Unklarheiten bezüglich konkreter Projekte und der ganzheitlichen Entwicklung unserer Stadt. Dies verdeutlicht die Notwendigkeit einer besseren Aufbereitung öffentlicher Informationen über Entscheidungen und kreative Lösungen, um die Bürger effektiver zu erreichen. Dies bezieht sich insbesondere auf die Kommunikation dieser Informationen.

In Wildau fehlt derzeit eine klare Vision, die die verschiedenen Baustellen zusammenführt und die Umsetzung neuer Projekte zielführend gestaltet. Aktuelle Probleme müssen im Zusammenhang mit möglichen Auswirkungen betrachtet werden. Die insgesamt gute Lebensqualität in Wildau, im Vergleich zu anderen Gemeinden, darf nicht als selbstverständlich angesehen werden.

Kritik gab es hinsichtlich mancher Expertenaussagen, die scheinbar keine neuen Erkenntnisse brachten. Viele bereits existierende Ideen wurden in den letzten Jahren von maßgeblich Verantwortlichen ignoriert. Trotzdem zeigen die Vorschläge der Experten insgesamt einen klaren Weg zur Weiterentwicklung von Wildau auf. Wir sollten die Wünsche der Bürger berücksichtigen und im Einklang mit den städtischen Vorschriften, gemischte Quartiere, ökologisches Bauen und eine ausgewogene Mischung von Miet- und Eigentumswohnungen fördern. Das wäre ein erster Schritt in Richtung einer nachhaltigen Stadtentwicklung und zur Verbesserung der Lebensqualität für alle Einwohner. Hier spielt auch der Ausbau der digitalen Infrastruktur und der Digitalisierung der Stadtverwaltung eine wichtige Rolle. Die Einbindung der Technischen Hochschule Wildau kann hierbei einen maßgeblichen Beitrag leisten.

Für uns ist es wichtig zu erkennen, dass das komplexe Thema der Stadtentwicklung nicht an einem einzigen Abend umfassend behandelt werden kann. In zukünftigen Veranstaltungen werden wir darauf achten, die Inhalte zu konkretisieren, um den konstruktiven Charakter unserer Stammtische zu fördern. Immerhin helfen uns diese Stammtische die Wünsche der Bürgerinnen und Bürger in Wildau besser zu verstehen. Natürlich haben wir organisatorisch auch immer Potential uns zu verbessern, dank Ihnen haben wir die Möglichkeit dazu.

Abschließend freuen wir uns, eine weitere Veranstaltung für Wildau durchgeführt zu haben und neue Mitglieder begrüßen zu dürfen. Wir laden Sie herzlich dazu ein, unsere Nachbetrachtung zu ergänzen und uns Ihre Vorschläge und Anmerkungen mittzuteilen. Wir wollen hören, was Sie bewegt!